
I am not the problem-
I am the solution!
Seit Jahren haben wir in unterschiedlichen Krankenhäusern verschiedener afrikanischer Länder mitarbeiten können. Dabei haben wir erlebt, dass viel gutgemeinte Entwicklungshilfe nicht die tiefere Ebene der Ursache berührt.
Wir möchten eine neue Geschichte erzählen.
Nicht die altbekannte Geschichte über die Nöte Afrikas, sondern über ihr Vermögen und ihre Fähigkeit zur Eigenverwaltung.
Die alte Geschichte über Afrika kommuniziert die zerstörende Botschaft dass nur die ökonomisch Reichen die Armen retten können. In dieser Geschichte werden beide Seiten zu Verlierern: die ökonomisch Armen werden immer weiter paralysiert Eigenverantwortung zu übernehmen, und die ökonomisch Reichen werden immer mehr in ihrem Irrglauben bestärkt die Lösung zu haben.
Es ist eine Geschichte die Stereotype und eine beschränkte Weltsicht erschafft.
Wenn wir Armut wirklich bekämpfen wollen, müssen wir unseren Glauben an diese alte Geschichte aufgeben und Armut neu definieren.
Der Grund warum die Menschheit angesichts all ihrer Errungenschaften nicht in der Lage ist, unsere Gesellschaftsordnungen zu ändern die materiellen Überfluss für Wenige und eine unzureichende Lebensgrundlage für viel zu viele schafft, ist doch eigentlich die größte Armut die es gibt.
Und das betrifft uns alle- die globale Menschheit.
Den nach dieser Definition sind wir alle arm.
Deswegen können wir die Lösung folgerichtig auch nicht innerhalb uns selbst finden.
Was ist Armut?
Unsere Antwort auf diese Frage bestimmt unsere Lösungen.
Wenn wir Armut nicht nur als finanzielle, wirtschaftliche und materielle Mängel definieren, sondern vielmehr noch als einen Komplex, der vor allem aus sozialen und emotionalen Nöten besteht, die hervorgerufen werden durch armutsfördernde Weltbilder- über sich selbst, über den Nächsten, über unsere Umwelt und über Gott - dann sind wir alle arm.
Jeder von uns ist täglich unseren zugrunde liegenden Weltanschauungen/ Annahmen ausgesetzt. Jede neue Information, alles was wir lernen, betrachten und verarbeiten wir auf der Grundlage dieser Annahmen. Aus jedem Glauben, aus jeder Annahme folgt ein bestimmtes Verhalten. Unser Verhalten hat Konsequenzen. So finden sich in jeder Nation armutsfördernde Vorstellungen die sich in Gesetzen und Institutionen durchsetzen, wie z. B. das Kastensystem in Indien oder das menschenverachtende Gedankengut in der Nazi-Zeit in Deutschlands Vergangenheit.
Ökonomisch Arme erleben darüber hinaus Gefühle von Scham, Minderwertigkeit und Ausweglosigkeit, die sie der Fähigkeit berauben, aktiv ihre Lebensumstände zu verändern. Bei ökonomisch Reichen zeigt sich diese Armut oft in Form von Überlegenheitsgefühlen und gestörten Gesellschaftsparadigmen, die Materialismus und Kompensationsversuche erzeugen (z. B. Arbeitssucht, Essstörungen und Gier, die moderne Sklaverei erzwingt …).
Es ist daher für beide Seiten wichtig, die eigene Armut einzusehen, um in dem Prozess ihrer Bekämpfung weder zu verletzen noch verletzt zu werden.
Ein Ansatz, bei dem die ökonomisch Reichen die Defizite einer ökonomisch armen Gesellschaft ausgleichen wollen, kommuniziert die fatale Botschaft, dass nur erstere hierzu in der Lage sind. Diese Haltung lässt beide Seiten noch mehr verarmen: die Empfangenden werden darin gelähmt, ihre Lebensumstände zu ändern, während sich die Gebenden weiter in der falschen Annahme wähnen, über alle Lösungen zu verfügen. In diesem Konzept bleiben darüber hinaus kulturelle Unterschiede unberücksichtigt und die wahre Anerkennung der Ebenbürtigkeit wird verneint; beide Seiten bleiben in ihren eingeschränkten Weltbildern gefangen.
Im Gegensatz dazu steht der Ansatz, ökonomisch arme Menschen dabei zu begleiten, auf vorhandene Kapazitäten aufzubauen, um ihre Interessen umzusetzen, die sich nicht unbedingt mit den Vorstellungen ökonomisch Reicher decken müssen. Dies lässt alle Beteiligten eine nachhaltig verändernde Entwicklung erleben. Die ökonomisch armen Menschen sind dabei die Verantwortlichen sowohl für das Konzept, als auch die Durchführung und Evaluierung des jeweiligen Projekts. So geraten sie nicht in die Empfängerrolle, sondern setzen ihr Wissen und ihre Selbsthilfefähigkeit ein, um Veränderungen zu bewirken. Die Rolle des begleitenden Partners in diesem hoch partizipatorischen Ansatz ist die eines Katalysators und Vernetzers.
Der Kampf gegen Armut beginnt also in den Herzen und Köpfen aller Beteiligten.
Wir glauben, dass wir uns von reiner Mildtätigkeit wegbewegen müssen hin zu echter Solidarität mit Menschen die in Armut leben –und von ihnen ermutigt werden und auch selbst ermutigen, so zu leben, dass ungerechte Gesellschaftsordnungen durchbrochen werden.
Unsere afrikanischen Partner haben mit uns folgende Vision entwickelt bei der wir uns an vorhandene Strukturen halten, deren Weltbilder Menschenrechte, Heilung gestörter Beziehungen, Würde und Potential und ein freies Leben fördern:
Lokale Kirchengemeinden, die opferbereite Nächstenliebe praktizieren, um den körperlichen, geistigen und sozialen Bedürfnissen der Menschen zu begegnen.
Unser Gemeinde-Trainingsprogramm unterstützt dabei lokale Leiter und Autoritätspersonen, vorhandene lokale Ressourcen zu identifizieren und zu mobilisieren.
Damit wird die Verantwortung über Entwicklung in die kompetenten Hände der Menschen in den Entwicklungsregionen zurückgegeben. Autonome und nachhaltige Entwicklung entsteht.